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DANINI bannte das Publikum mit seinen Zaubereien: Die Phänomene jagten einander und waren stets schneller als Logik sich hätte eine Lösung zimmern können. Das beeindruckte und verursachte immer wieder neuen Applaus.

TimeOut-Interview

Fragen an DANINI, Daniel Meier im TimeOut Gottesdienst vom 15.03.2009 in Sevelen

1. Ist eine Währungsreform im EURO-Raum oder sogar in der Schweiz denkbar?

Denkbar wäre es schon. Ich vermute, dass dies aber im Euro-Raum nicht passieren wird. Es sei denn, die wirtschaftliche Zukunft stellt sich viel schlimmer dar als die schlimmsten Pessimisten es derzeit meinen. Hingegen ist ziemlich klar, dass sich die Krise in nächster Zukunft auf die Wechselkursrelationen auswirken wird, wo jedes Land mit eigener Währung versuchen wird, die eigene Haut, sprich den Export, zu retten. Der Wert der US-Währung wird m. E. fallen. Für Europa wird wesentlich sein, wie sich die Entwicklung der Schulden in Osteuropa ergibt und wer diese Staaten mit wie viel Mitteln unterstützen wird.

2. Was verbindet die Bank mit der Zauberei?

Oberflächlich betrachtet: nicht viel. Eher Gegenteiliges. War doch bis vor ein paar Monaten für mich klar, dass die Zauberei das Undurchschaubare meiner zwei Tätigkeiten darstellen würde. Im Bankgeschäft müsste auf globaler Ebene doch alles durchschaubar und klar sein! Weit gefehlt! Man weiss jetzt, dass es nicht so war. Verbindendes haben die Tätigkeiten auf meiner Stufe bei verschiedenen Kompetenzen: Kommunikationsfähigkeit, Empathie, die Fähigkeit, zu wissen, was man kann und was man nicht kann. Ueberzeugendes Auftreten. Erfolg resultiert bei beiden Aufgaben aus kontinuierlicher, konsequenter und den eigenen Fähigkeiten entsprechenden Arbeit. Dann ist Authentizität möglich, eine Voraussetzung, um glaubhaft und überzeugend sein zu können. Das ist sehr wichtig.

3. Was bedeutet Ihnen Geld im persönlichen Leben?

Geld macht vieles leichter, leider manchmal auch alles mühsamer. Ich denke an Erbgeschichten oder an Geldnot. Persönlich bin ich ein auf Sicherheit bedachter Mensch. Geld beruhigt, alleine macht es aber nicht glücklich. Ich gebe durchaus auch Geld für Dinge aus, die mir Spass machen und reagiere empfindlich auf Situationen, bei denen ich merke, dass ich abgezockt werde.

4. Die Bibel sagt, dass wir uns von Zauberei distanzieren sollen. Warum nennen sie sich trotzdem Zauberer und nicht Trickkünstler?

Diese Passage kenne ich. Meines Erachtens ist es eine Auslegungssache. (s. auch meine Sarganser-Predigt unter www.danini.li zum Thema „Die Magie des Augenblicks“). Zauberei im Sinne von Kraft oder Macht über andere dadurch zu haben, dass man vorgibt, über besondere Eigenschaften der Einflussnahme zu verfügen, lehne ich ab. Im Gegenteil: Es ist eine Fähigkeit, in einen anderen Bewusstseinszustand zu gelangen, wenn man die Magie, die jedermann von uns umgibt, erkennen kann. Das ist nach meinem Verständnis auch religiös. Denken Sie nur an die vielen schönen Dinge in der Natur, welche reine Verstandesmenschen gar nicht in der Lage sind, zu erkennen. Der menschliche Verstand ist gut und notwendig. Er ist aber vor allem ein Planungsinstrument, mit dem umzugehen, bewusst gemacht werden soll. Zauberei und Magie nützen diesen Raum aus. Dadurch sind Illusionen und Träume erst möglich. Ein höheres Bewusstsein wird erlangt.

5. Was hat für Sie mehr Wert: Zeit oder Geld? Wie würden Sie es aufteilen, bewerten?

Betriebswirtschaftlich hat die Definition, dass Zeit Geld sei, seine Berechtigung. Auf die Magie bezogen, ist die Zeitdimension ein entsprechender Augenblick. Und weil wir als Menschen dank unseres Verstandes und seiner nicht immer vorteilhaften Anwendung fast ausschliesslich in der Vergangenheit oder in der Zukunft leben, ist die wohl wertvollste Zeitdimension der Augenblick, der Moment des Hier und Jetzt. So bin ich als Führungsperson in meinem Beruf und als Zauberkünstler immer hin und her gerissen. Vielleicht etwas bewusster als andere. So halte ich es mit Einstein, der sagte, dass Zeit beziehungsweise die Existenz des Zeitbegriffs überhaupt eine der grössten Illusionen der Menschheit sei. Kann die Zeit kostbar sein, wenn sie eine Illusion ist? Was uns kostbar erscheint, ist nicht die Zeit, sondern der einzige Punkt, der ausserhalb der Zeit liegt. Das Jetzt. Nichts ist je in der Vergangenheit geschehen, es geschah im Jetzt. Nichts wird je in der Zukunft geschehen, es wird im Jetzt geschehen.

6. Wann ist für Sie genug?

Bezogen auf Geld: Sobald damit andere Bedürfnisse, als die mit der wirtschaftlichen und je nach Typ angstfreien, möglichst unabhängigen Existenzsicherung befriedigt werden sollen. Ich meine, wenn damit übermässig Ansehen, Wertschätzung, Identifikation usw.

7. Was braucht es, dass die Banken sich untereinander wieder vertrauen?

Transparenz und Realitätssinn.

8. Wieso geben Sie nur die Hälfte von den Auftritten an Terres des Hommes und nicht die Hälfte von Ihrem Banklohn?

Interessant! Ich dachte mir, dass ich vorerst mit einem guten Beispiel voran gehe und mit meinem Tun auch alle einlade, es mir gleich zu tun. Wenn ich dann mit der Zeit merke, dass mir mehrere Zeitgenossen, die sich das auch leisten könnten, folgen, bin ich der erste, der über einen weiteren Schritt nachdenkt.

9. Kann man +20% in einem Jahr auf Wertschriften Gewinn machen (ohne Zauberei)?

Ja, aber nicht ohne entsprechendes Risiko einzugehen. Den Markt auf Dauer übertreffen kann man nur durch das Eingehen von überdurchschnittlichem Risiko. Waren Sie schon einmal im Casino? Mit Zauberei hat diese Überlegung nichts zu tun.

10. Wie gehen die Zaubertricks?

Die Wirkung der Zaubertricks passiert ausschliesslich beim Zuschauer. Somit ist die Frage zu beantworten, was es braucht, um Illusion und Unterhaltung beim Gegenüber zu erzeugen. Neben Technik braucht es interessante Geschichten, welche die Gedanken des anderen lenken, Ablenkungsmanöver und vor allem Persönlichkeit und Bühnenpräsenz des Vorführenden.

11. Würden Sie ihren Bankjob für ihr Hobby an den Nagel hängen?

Ich liebe beides sehr. Die Kombination ist hoch interessant und lässt mir viel Freiheit beim Hobby. Allerdings könnte ich mir durchaus vorstellen, noch mehr zu zaubern.

12. Wie optimistisch sind Sie für die Zukunft?

Persönlich glaube ich an die Kraft des positiven Denkens. Denn oft kommt die Zukunft so, wie wir sie in unseren Gedanken vorstellen. Und was die derzeitige Krise in der Finanzwelt und der Wirtschaft betrifft, braucht es v. a. die Fähigkeit, den Beigeschmack der Katastrophe abzulegen. Dann bietet eine Krise, gleich in welcher Lebenssituation, ob privat oder gesellschaftlich, herausragende Chancen. Es wird aber wirtschaftlich in den nächsten Jahren grosse Herausforderungen mit Einschnitten auch in die privaten Budgets geben. Den Gürtel enger zu schnallen, wird angesagt sein. Meine Generation und die jüngeren Personen habe in dieser Hinsicht keine Erfahrung. Es könnte wehtun. Es ist zu hoffen, dass man veränderungsbereiter und lernfähiger wird. Wer den Speck ablegt, wird naturgemäss beweglicher. Das sind auch Chancen.

13. Wie heiss ist der heisse Stuhl?

Es ist ein Herausforderung, spontan die vielen guten Fragen in beschränkter Zeit zu beantworten und dabei klar und verständlich zu bleiben. Heiss habe ich den Stuhl nicht empfunden.

DANINI, März 2009